David Wegmann

Wissen-Erklärer | Geschichten-Erzähler | Medien-Macher



David Wegmann

mail@davidwegmann.de



Das Dubstep-Rezept
Stimme: Jessica Kreft

Kann man von Geräuschen leben? Diese Frage brachte mich nach dem Abi über die Schwelle zum Campusradio. Hertz 87.9 verwehrte mir eine Antwort und berauschte mich mit einer neuen Idee: Radiojournalismus. Nach kurzer Zeit war klar, hier werde ich fast jede freie Stunde meiner Studienzeit verbringen.

Was so ein wilder Haufen Studierender mit Narrenfreiheit und Radiofrequenz auf die Beine stellen kann! Hertz schulte mich im Recherchieren, Moderieren, und darin, den richtigen Ton für Nachrichten zu finden. Am Schnittrechner im Keller der Uni lernte ich, dass das Ziel vom Schneiden das Verbinden ist.

Nacht der Klänge BMO NDK.mp3



Infakt 9Uhr Jingle.mp3
Stimme: Marina Böddeker
  • eine regelmäßige Wissenschaftssendung

  • Leitung des Seminars: Radio- und Onlinejournalismus

  • stellvertretende Chefredaktion & Ausbildungsleitung

Mit der Erfahrung wächst die Verantwortung. Hertz verblieb immer die Spielwiese, auf der ich mich austobte und auf der ich versuchte, auf immer neue Weise Geräusche und Worte zu verweben.

Lektion 1 im Radio: Worte vermeiden. Klingt paradox, nicht nur Zahlen, lange Sätze und verworrene Ausdrucksweisen sind Stolpersteine, die es aus dem Weg zu räumen gilt. Denn radiohörende Ohren sind blind. Geräusche sind das bildliche. Mit Kreativität, mit Liebe zum Detail eröffnen wir Welten, die keine Kamera dokumentieren kann.

Show, don't tell! Das geht auch im Radio. Radiolab hat's bewiesen! Sie sind mein Maßstab für kunstvolles Hörverstehen.

2012-10-10 - Radiolab Portrait (David Wegmann).mp3
Eine Collage aus Schnipseln, die ich im Internet gefunden habe

Ein Beitrag muss alle Register ziehen, um das Publikum zu packen und zu erhellen, von der Satzstellung im Skript bis hin zu ausgefeilten Soundeffekten. Das verlangt oft gründliche Bearbeitung und viele Revisionen, bis der Beitrag sich schließlich gekonnt von Erkenntnis zu Erkenntnis schwingt und beim Verständnis ankommt. Komplizierte Zusammenhänge und abstrakte Ideen greifbar und zugänglich machen: das ist das Ziel.



'Studierst du das auf Lehramt?' war mit Abstand die häufigste Reaktion auf die Fächerkombination Biologie & Linguistik. 'Nein, ich möchte damit Wissenschaftsjournalismus machen.' Aber es stellte sich heraus, das Studium war viel mehr als eine Karrieregrundlage. Es war eine Denkschule des Erstaunens, der Inspiration und hochkreativer Prokrastination.

Nimmt man sich die nötige Zeit, findet sich im Bereich der Biologie nichts, das nicht faszinierend ist. Die Lehre des Lebens ist zu aller erst die Lehre der komplexen Zusammenhänge. Sie führte mich heran, an das systematische Suchen nach Antworten und lehrte mich der Welt mit Demut und Bewunderung zu begegnen.

Für mich ist Linguistik das perfekte Gegengewicht und die ideale Ergänzung zur Biologie. Eine abstrakte Geisteswissenschaft, die ungewohnte mentale Verrenkungen erfordert, andererseits auch die einzige Wissenschaft, die sich mit den Vokalisationen des Tieres Homo Sapiens beschäftigt. Hier lernte ich, die Sprache als Werkzeug zu betrachten und dass es wichtig ist, bei der Suche nach Wahrheit, immer wieder die Grenzen des menschlichen Geistes auszuloten.

Viele wissen, dass Hummeln aus physikalischen Gründen nicht fliegen können. Wenige wissen, dass Insekten auch nicht gehen können. Ihre Gehirne sind so klein, dass die Rechenleistung aller Neuronen zusammen nicht ausreicht, um die sechs Beine zu koordinieren. Davon lassen sie sich nicht aufhalten: Die Beine einer jeden Schmeißfliege tragen sie mir nichts, dir nichts Wände hoch und Glasscheiben runter. In der Arbeitsgruppe Biologische Kybernetik durfte ich mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern arbeiten, die diesen Widerspruch erforschen. Ihre Antwort: Die Beine koordinieren sich selbst, fast ohne Zutun des Gehirns. Mit Computersimulationen zeigen sie, wie elegantes und flexibles Verhalten ohne eine allmächtige Schaltzentrale funktionieren kann.

Gleichzeitig sah ich mich in den Seminaren der Psycholinguisten mit der Frage konfrontiert: 'Haben Sie schon einmal versucht, einen Satz in Ihrer Muttersprache nicht zu verstehen?' Was für eine verrückte Idee! Es geht natürlich nicht. Sprache, die wir hören, verstehen wir, ob wir wollen oder nicht. Wir können beim besten Willen nicht verhindern, unseren Zisch- und Trötgeräuschen Sinn zu geben. Unsere allmächtige Schaltzentrale ist offensichtlich doch nicht so allmächtig. Wir haben den Hochmut Insekten als Automaten zu betrachten, die willenlos auf die Reize der Umwelt reagieren. Uns selbst sehen wir aber als selbstbestimmt. Mit Recht? Sind wir nicht aus den selben Bausteinen gemacht und nur anders zusammengebaut? Seitdem ich diesen Fragen zum ersten Mal nachgesprungen bin, türmen sich die angelesenen Bücher auf meinem Nachttisch. Kaum bin ich ein paar Seiten in den ersten Schmöker hinein, nagt an mir die nächste, noch bedeutendere Frage und verlangt nach einem weiteren Buch.



Menschen nehmen ihre Umwelt nicht absolut sondern relativ wahr. Es sind die Kontraste, die uns auffallen. Das betrifft Sinneswahrnehmungen, die sich von Moment zu Moment den Umweltreizen anpassen, aber auch die Gesellschaft in der wir leben. Ein Erasmus-Jahr in Istanbul war notwendig, um mir dieser Erkenntnis bewusst zu werden. Im Nachhinein klingt es banal, doch das Leben in der Fremde hat mir nicht nur eine überwältigende Metropole gezeigt, sondern meinen Blick für die verborgenen Rituale und Bräuche meines heimischen Alltags geschärft.

Durch das Biologiestudium an der Istanbul Universitesi traf ich auf das Start-Up iStockMethod. Eine Handvoll wissenschaftsbegeisterte Menschen, mit dem Ziel, eine Tutorial-Plattform für wissenschaftliche Methoden und Protokolle zu schaffen. Das Start-Up war gleich eine doppelte Gelegenheit, meine Fähigkeiten in der echten Welt zu testen. Mit der Verantwortung für die englischsprachige Öffentlichkeitsarbeit konnte ich auf meine Kommunikationserfahrung aufbauen. Und Arbeit an den Guidelines für die Tutorials forderte von mir, die Kunst des Erklärens anschaulich zu erklären. Ich vermisse dich iStockMethod, so long and thanks for all the fish.



Label Software ist ein mittelständisches Softwareunternehmen, das kaufmännische Software für Handwerksbetriebe aus Haustechnik und Anlagenbau bereitstellt. Für Handwerksbetriebe ist die zunehmende Digitalisierung nicht nur eine vielversprechende Gelegenheit, ihre internen Prozesse zu optimieren, sondern auch eine große Herausforderung. Ich kam als studentische Hilfskraft zu Label Software, um mit Videotutorials besonders knifflige Prozesse anschaulich zu erklären; auch für non-digital-natives.

Meine Videos wurden sehr gut aufgenommen und ich erhielt Freiraum, meine Fähigkeiten in Videoschnitt und Animation auszutesten. Eine neue Welt tat sich mir auf; mit Adobe Illustrator und After Effects wurden meine Zuhörer Zuschauer. Ich konnte diese Programme gar nicht schnell genug erlernen, so groß war meine Neugierde. Sehr bald produzierte ich auch Videos für Messen und Clips für den Internetauftritt des Unternehmens.


Das Erklären per Video ist für mich im Kern nicht anders als das Erklären mit Ton. Die Herangehensweise ist dieselbe. Though, now, I can show, I need not tell. Die bewegten Bilder helfen mir Worte zu vermeiden. Sie transportieren Informationen, die ich zuvor nur durch Stimmfarbe und Wortwahl vermitteln konnte: Diese Kanäle sind nun frei für feinere Nuancen, derer ich mich im Radio nicht bedienen konnte.

Mit der Festanstellung bei Label Software gegen Ende meines Studiums bot sich mir zum aller ersten Mal die Gelegenheit, einzelnen Projekten meine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Ich durfte meinen Leidenschaften folgen, meine Fähigkeiten weiterentwickeln, Zusammenhänge erklären und Geschichten erzählen.

Vom Beginn an - schon bei der ersten Videoproduktion für die mobile offer GmbH - war klar, dass die Chemie für eine konstruktive und kreative Zusammenarbeit stimmt. So kam es zu einem Tutorial für einen Bad- und Heizungskonfigurator. Diese Technologie ist auch für viele Veteranen des Handwerks neu. Deshalb entschieden wir uns mit dem Tutorialvideo eine Story zu erzählen, die augenzwinkernd den Konfigurator erklärt. In enger Zusammenarbeit mit dem Auftragsgeber durfte ich das vollständige Video realisieren: Von Konzept und Story über Animation, Text- und Musikaufnahme, bis hin zur Präsentation im Onlineauftritt.